Was ist eine Musikerin ohne ihr Instrument, ein Musiker ohne seine Mitspieler:innen und ein Mensch ohne seine Kultur? Auch das fragte sich Maren Lueg, als Sie auf Geflüchtete aus dem Nahen Osten traf, die ohne ihr Hab und Gut nach Deutschland gekommen waren. Ohne ihre Instrumente fehlte den Musiker:innen damals ein Teil ihrer selbst.

Die gebürtig aus Hagen stammende Maren Lueg begann 2003, in Schottland Saxofon zu studieren. Als sie eines Tages auf Musiker:innen aus dem Irak traf und mit ihnen musizierte, fand sie schnell Gefallen an der arabischen Musik.

„Die Menschen werden aus ihrem Heimatland herausgerissen und kommen ohne materielle Werte in ein fremdes Land. Sie können uns ihre Kultur nicht zeigen, sie können keine architektonischen Bauwerke oder ein Stadtviertel mitbringen. Das, was sie an Kultur mitbringen können, ist Musik – und Musik macht das Vermitteln zwischen Menschen am einfachsten.“

Seitdem hat sich Maren Lueg der Musik aus dem Orient verschrieben. Sie begann, das Spielen der Ney zu erlernen und reiste bald schon nach Ägypten und in die Türkei, um dort ganz in die Musikpraxis abzutauchen. Nebenbei legte sie ihren Master in Music Performance der arabischen und türkischen Ney Flöte an der SOAS (Hochschule der Afrikanischen & Orientalischen Studien) in London ab.

Nach der Rückkehr in ihren Heimatort Hagen gründete Maren Lueg 2016 das Ensemble „Hamam Abbiad“, welches mit seinen Konzerten zu einer Willkommenskultur zwischen Deutschen und syrischen Geflüchteten aufrief. 2017 entstand dann unter ihrer Leitung das „East West Pacem Orchestra“, welches „östliche und westliche Musik und Musiker:innen auf harmonische, virtuose und innovative Weise zusammenbringt.“

Das, was sie an Kultur mitbringen können, ist Musik.

Maren Lueg

Das East West Pacem Orchestra besteht aus Mitgliedern des Hagener Kammerorchesters und syrischen Musiker:innen – Maren Lueg ist ebenfalls Teil und komponiert und arrangiert die Stücke. In den letzten vier Jahren wuchs das Orchester langsam aber sicher zu einer großen Familie zusammen. Es war nicht nur wichtig, sich musikalisch auszutauschen und abzustimmen, sondern auch, Erlebnisse und Erfahrungen zu teilen. So lernten die Mitglieder die verschiedenen Musikkulturen und Spielweisen und sich untereinander besser kennen und erschufen somit Inspiration und Kreativität für neue Kompositionen.

Maren Lueg baut mit ihren Projekten und Ensembles eine Brücke zwischen Orient und Okzident. Ihr ist es wichtig, eine Bühne für die Musik aus dem Orient zu schaffen und den Menschen in Deutschland die musikalische Hochkultur aus dem Nahen Osten nahezubringen. Ihre tiefste Hoffnung ist es, dass über die Sprache der Musik Unsicherheiten abgebaut werden und ein Miteinander entstehen kann – sowohl bei den Musiker:innen, als auch im Publikum. Denn mit Kultur, Musik und Kommunikation ist der Mensch niemals alleine auf der Welt.


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