Vom 13.-15.09.2021 nahm ich am vom Institut für Europäische Musikethnologie der Universität zu Köln und der TU Dortmund ausgerichteten Workshop „Heimat In The Showcase“ im Rahmen der Migrant Music Manifesto-Projektwoche von ‚Alba KULTUR‘ in Köln teil. Zusammen mit anderen Studierenden der Universität zu Köln und der Technischen Universität Dortmund lernte ich am ersten Tag fünf Musiker:innen und ihre Instrumente kennen.

Die aus dem Iran stammende Arezoo Rezvani begeisterte uns mit ihren Improvisationen auf dem persischen Hackbrett ‚Santur‘, die Tembûr-Spielerin Astare Artner begleitete ihren wundervollen Gesang mit den Klängen ihres Instruments und Hindol Deb Sardar, der gebürtig aus Indien stammt, ließ seine Sitar erklingen. Rafael Montero aus Nordargentinien machte uns mit seinen in Riten eingebundenen Trommelrhythmen vertraut und Alhousseini Anivolla, der zum Volk der Tamashek im Niger gehört, führte vor, wie man aus einer Kalebasse, einem Stock und einer Schnur ein Instrument bauen kann.

Durch das Vorstellen ihrer Instrumente war schnell ein erster Eindruck von den verschiedenen Heimatklängen der Musiker:innen entstanden. Doch nach einigen Diskussionen über das Thema wurde klar, dass Heimat nicht gleich Heimat ist. Für einige ist Heimat, der Ort an dem sie geboren wurden. Für andere ist sicher: Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle. Wiederum andere kennen den Begriff in ihrer Muttersprache nicht – er existiert überhaupt nicht. Heimat ist also ein sehr individuelles Konzept, über das man sich mit anderen austauschen sollte, um ihre Sichtweise zu verstehen.

Heimat ist also ein sehr individuelles Konzept, über das man sich mit anderen austauschen sollte, um ihre Sichtweise zu verstehen.

Zu einem solchen Austausch kam es am zweiten Tag, und zwar mit unseren Instrumenten und Stimmen in der St.-Petri-Kirche in Dortmund. Aufgeteilt in Gruppen musizierten wir mit den Musiker:innen und lernten uns so gegenseitig kennen. Meine Gruppe bestand aus Astare Artner, Arezoo Rezvani und drei weiteren Studierenden. Gemeinsam verbanden wir Musik und Instrumente aus verschiedenen Kulturkreisen zu einem großen Ganzen und füllten so den ganzen Raum der Kirche in Dortmund aus, deuteten ihn klanglich gewissermaßen neu.

Bei der Reflexion am letzten Tag bemerkten wir wie tief verbunden wir uns im gemeinsamen Musizieren gefühlt hatten und alles um uns herum ausblenden konnten. Das demonstrierte uns ein weiteres Mal, wie viele verschiedene Eindrücke von Heimat es geben kann – denn wir hätten nicht gedacht, dass wir für eine kurze Zeit eine gemeinsame Heimat in der Musik finden würden.


Der Podcast, den die Studentinnen der Universität zu Köln Inge Akyaa und Franziska Geiss gemeinsam aufnahmen, bietet noch einmal einen tieferen Einblick in die Inhalte des Workshops, sowie die Möglichkeit, den interkulturellen Klängen zu lauschen und in die musikalischen Heimaten der Musiker:innen abzutauchen