Das Wohnzimmer – als Bühne für Konzerte kann es ein Zuhause für verschiedene Kulturen sein, sie zusammenbringen und sie miteinander kommunizieren lassen. Denn Musik und Kultur gehen schließlich über alle Grenzen hinaus. Marijke Barkhoff-Freeling hat das besonders gut verstanden, denn in ihrem Wohnzimmer in Jülich hat sie angefangen, Musikkulturen zu präsentieren und zu vernetzten.

Die gebürtige Niederländerin hat durch ihr soziales Engagement viele emigrierte, professionelle Künstler:innen dabei unterstützt – auch in Deutschland und besonders in NRW – ihre künstlerische Karriere weiterzuführen.

Der Auslöser für ihre Initiative war eine zufällige Begegnung: 1993 lernte Marijke das chinesische Ehepaar Da und Naimei Zhang kennen. Beide sind professionelle Kunstschaffende vom Nationaltheater Peking, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Der Musiker und die Tänzerin hatten jedoch Schwierigkeiten nach ihrer Emigration in Deutschland künstlerisch Erfolg zu haben. Empört über die Inakzeptanz und Intoleranz der Gesellschaft, nahm sich Marijke Barkhoff-Freeling mit vollem Herzen der Sache an. Es entfachte ihre dauerbrennende Flamme für kulturelles und soziales Engagement:

„Es geht mir auch um Solidarität, um die Idee, dass die Leute eigentlich alle nur arbeiten wollen. Und dass es für uns ein Gewinn ist, dass wir davon auch profitieren“.

Marijke Barkhoff-Freeling

Das alle davon profitieren, hat sie mit ihren selbst organisierten Wohnzimmerkonzerten und ihrem später gegründeten Verein „Kultur ohne Grenzen“ deutlich gemacht.

Zunächst organisierte Frau Barkhoff-Freeling intime Wohnzimmerkonzerte. Dadurch half sie dem chinesischen Ehepaar Kontakte zu knüpfen, wodurch sie ihre künstlerische Arbeit in Deutschland fortsetzen und bekannt machen konnten. Es folgten weitereHauskonzerte auch für andere, emigrierten Künstler:innen, wodurch sich die gesellschaftliche Wahrnehmung und Akzeptanz vergrößerten. Die Verlagsangestellte organisierte alles im Alleingang, was nach ein paar Jahren kaum mehr zu bewältigen war.

Also gründete sie aus ihrer Initiative heraus im Jahr 1999 den Verein „Kultur ohne Grenzen“, der an ihre Arbeit anknüpft und die Unterstützung von Exilkünstler:innen in NRW verstärkt. Zahlreiche Kunstschaffende sind seitdem vermittelt (auch deutschlandweit), viele Bühnen geschaffen und Ausstellungen veranstaltet worden. Auf diese Weise drang orientalische Musik durch Gemeindekirchen, führten Sinti und Roma ihre Musik im Kulturbahnhof Jülichs auf und erfüllten Sitar-Klänge volle Hauskonzerte. Auch bei der 15-jährigen Jubiläumsfeier trafen viele Kulturen auf einer Bühne zusammen, so war ein Höhepunkt unter anderem das gemeinsame Singen des Jülicher Männergesangsvereins mit einem iranischen Frauenchor aus Köln.

Marijke Barkhoff-Freelin wurde im Jahr 2014 mit dem Bundesverdienstkreuz nach mehr als zwei Jahrzehnten des Engagements in der Öffentlichkeit geehrt. Außerdem wurde der Verein, und damit auch Marijkes Wirken, unter anderem mit dem Deutschen Bürgerpreis – der größte Ehrenamtspreis Deutschlands – ausgezeichnet.

Marijke hat Solidarität gelebt und die kulturelle Vielfalt in NRW und deren Beachtung vermehrt. Mit ihrem Tod im Juni dieses Jahres mit fast 80 Jahren hinterlässt sie ein großes Vermächtnis. Sie bleibt eine Inspiration für alle Menschen, die sich für den kulturellen Austausch über alle Grenzen hinweg einsetzen.