Autor:in: Sarah Bott

Datum: 29 Oktober, 2021

Kategorie: Profile


Während der Fußball-WM 2006 in Deutschland hat Julian Rybarski eine Beobachtung gemacht: Kaum Angebote rund um die WM waren für Personen ausgerichtet, die sich als Mädchen oder junge Frauen identifizieren, insbesondere auf den Bühnen. Daraus entstand ein einmaliges Mädchen-Band-Projekt, aber die Mädchen wollten weitermachen – der Beginn der MädchenMusikAkademie in Gelsenkirchen. 

Die MädchenMusikAkadamie NRW (MMA) soll an erster Stelle ein Safe Space sein, um Musik zu lernen. Wie Julian Rybarski, Gründer der MMA, erklärt, soll es ein sicherer Ort sein, an dem keine Ausgrenzung stattfindet, weder verbal noch strukturell. 

Für Julian ist es persönlich wichtig, mit diesem Safe Space auch das Versprechen der Popmusik (alles von HipHop bis Metal) wahr zu machen. Das heißt, dass sie für alle da ist und möglichst viele Leute daran teilnehmen können. Er meint: “Popmusik umgibt uns, ist da, ist das was wir ständig hören, womit wir sozialisiert werden. Gleichzeitig werden ganz viele Menschen in der Ausübung und Partizipation von Popmusik total marginalisiert. Das Offensichtlichste dabei sind leider immer noch Menschen, die sich als Mädchen und Frauen definieren.”

Gleichzeitig werden ganz viele Menschen in der Ausübung und Partizipation von Popmusik total marginalisiert.

Julian Rybarski

Angefangen mit Angeboten nur für Mädchen ist die Spannbreite der Teilnehmer:innen mittlerweile groß und spiegelt vielfältige Leben, Lebensentwürfe, und -erfahrungen wieder. Dozentin Denise Mäckenstock verdeutlicht, dass sie diverse Menschen willkommen heißen und viele Inklusionsprojekte mit Menschen mit Behinderung und geflüchteten Menschen anbieten. 

Denise ist eine von drei aktuellen Dozent:innen, die selbst der MMA entsprungen sind, und in Safe-Space orientierten Kleingruppen unterrichten. Alle junge Menschen bis 27 Jahre aus ganz NRW können Schlagzeug, Bass, Gitarre, Gesang, Klavier und Musiktheorie lernen oder Kurse im Songwriting und Bandcoaching belegen. Daneben gibt es Schnupperkurse, Workshops an Schulen und andere Projekte mit denen letztes Jahr mehr als 900 Menschen erreicht wurden. Auch eine internationale Akademie ist in Planung. Alle Angebot sind übrigens kostenfrei, was für Musikunterricht in der Regel nicht selbstverständlich ist. 

Was macht die MMA eigentlich nicht? Julian meint: “Wir machen eigentlich alles, außer Leute managen. Wir sind eben ein musikdidaktisches und musikpädagogisches Projekt.” 

Auch über die Corona-Phase wurden die Teilnehmer:innen mit selbst produzierten, kurzen Lernvideos versorgt. Es gibt sogar schon Ideen für neue, social-media-geeignete Formate. Mit 1-Minuten Videos sollen zukünftig grundsätzliche Dinge rund um Musik erklärt werden. Zwar ist die MMA aktuell auf der Suche nach neuen Räumen, aber der Präsenzunterricht kann vorübergehend im Proberaumzentrum Consol in Gelsenkirchen wieder stattfinden. 

Voller Begeisterung, Überzeugung und Tatendrang hat das Team der MMA eine sichere Lern- und Musizierumgebung geschaffen. Die MMA ist keine normale Musikschule: Sie ist Lern-, Begegnungs- und Kulturort für alle.

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